Digitale Inklusion & Gleichstellung

Die Grafik hat zwei Bereiche. Auf der rechten Seite ist ein Schwarz-weiß-Foto von Alide. Alide prostet mit einem Wasserglas in die richtung der Betrachtenden Person. Auf der Linken Seite ist eine Orangene FlĂ€che auf der steht: "Neuro- divergenz & ‹Kamera: Warum Bildmaterial nicht fĂŒr alle selbstver- stĂ€ndlich ist." Außerdem ist im unteren Bereich eine FlĂ€che auf der steht: "Bildmaterial" und "Accessiblity".

Fotos bei neurodivergenten

📾 Neurodivergenz & die Kamera: Warum Selfies, Portraits und Fotos nicht fĂŒr alle selbstverstĂ€ndlich sind

FĂŒr viele neurodivergente Menschen, wie z. B. mit ASS (Autismus-Spektrum-Störung), ist das Posieren vor der Kamera selten nachvollziehbar. Ein „Kamera-LĂ€cheln“ fĂŒhlt sich nicht intuitiv an und der Sinn dahinter bleibt oft unklar.

Auch kann man sich schwer tun mit klassischen Selfies – es fĂŒhlt sich ich-bezogen an und macht fĂŒr Betroffene meist nur dann Sinn, wenn eine Handlung damit verbunden ist. Zum Beispiel: Ein Foto mit einer Jacke zu schicken, um zu sagen „Ich mache mich auf den Weg zu dir.“

Auch hatte ich mal ein GesprĂ€ch mit einer Agile Coach. Es ging darum, dass in ihrem Team bei Online-Meetings die meisten im Team die Kamera ausgeschaltet ließen und sie das Team “aus der Reserve holen wollte.” Was mir hierbei im Nachhinein einfiel: Gerade in Entwicklungsteams gibt es gute Arbeitsbedingungen fĂŒr Neurodivergente. Man arbeitet viel fĂŒr sich, kann sich in Themen reinfuchsen, es geht remote
 nur, um ein paar zu nennen.

Manche Neurodivergente kostet es daher je nach Tagesform Kraft, ihr Abbild in der Kamera zu zeigen. Nehmen wir als Beispiel eine Person mit ADHS: Sie kann ggf. besser zuhören, wenn sie parallel noch etwas anderes macht. Nun ist es aber in der Arbeitswelt verpönt, fĂŒrs bessere Zuhören die WĂ€sche aufzuhĂ€ngen oder parallel zu zeichnen, auch wenn die Person dadurch vielleicht sogar aufmerksamer ist. Daher wird die Kamera dann ausgemacht.

Was lĂ€sst sich fĂŒr Accessiblity daraus ableiten?

  • Textbasierte Kommunikation: Chats, E-Mails oder Fore
  • Audioanrufe ohne Kamera, nur Stimme
  • Avatare: virtuelle Charaktere statt realer Fotos
  • Anonyme BeitrĂ€ge ohne persönliche Identifikation
  • Sprachaufzeichnungen aus synchrone Audio-Nachrichten
  • Visualisierungen: Infografiken oder Diagramme statt Fotos
  • KI-gestĂŒtzte Avatare: automatisch generierte visuelle ReprĂ€sentationen

Und wenn wir schon dabei sind, können wir bitte auch das “Resting-Bitch-Face” als Vokabular streichen und akzeptieren, dass manche Menschen ihre Emotionen anders ausdrĂŒcken?

Accessibility heißt auch, solche Perspektiven zu verstehen und ao digitale Erlebnisse inklusiver zu gestalten. 💡

Gefallen dir solche Insights? Wir geben unser Wissen zu (neurodivergenter) Accessiblity in unseren Talks, Workshops und Projektarbeit gerne weiter. Du brauchst eine solche Expertise in deinem Projekt? Wir kommen gerne in dein Team.