Was passiert, wenn man Hunderte aus dem Designbereich in einen dunklen Raum steckt? Eine Menge “Quatsch” – ästhetisch höchst anspruchsvoll und voller Spaß!
Das Noblesse Oblique-Team war beim Forward Festival 2024 in Wien dabei, um aktuelle Trends und wertvolle Inspirationen mitzunehmen. Hier sind unsere Top 5 Learnings und Highlights – für Geist, Auge und Herz!
Das Event startete mit einer energiegeladenen Begrüßung von Moderation Davide Bortot und der Organisation Othmar Handl sowie dem Forward-Team. Die Stimmung? Wie bei einem Konzert – und damit der perfekte Einstieg!
Wie ist es, wenn Prada deine Designs „klaut“? Super Yaya und das Briefing mit dem eigenen Design
Eines unserer Highlights war definitiv die Präsentation von Grafikdesignerin Kulachek. Sie arbeitet bewusst allein, um Organisations-Overhead zu vermeiden – ein Gedanke, den wir gut nachvollziehen können.
Sie nahm uns mit auf ihre Laufbahn und teilte eine Anekdote mit uns: Als das MoMA eine Kooperation anfragte, hielt sie die Nachricht erst für einen Scherz und ignorierte sie. Doch die Zusammenarbeit kam glücklicherweise zustande und zeigt, dass Themen wie Klimawandel, COVID und soziale Ungerechtigkeit untrennbar zusammengehören.
Ein weiterer unvergesslicher Moment: Als Prada sie kontaktierte und im Rahmen des Briefings die Kollektion mit den geplanten Design zeigte – ohne zu wissen, dass das „Super Yaya“-Design von ihr selbst kreiert wurde! Prada musste drauf die gesamte Kollektion zurückrufen. Wir danken für das Teilen der Geschichte die zeigt, wie weitreichend Kreativität und Authentizität wirken können.
Beeindruckt hat uns Kulacheks spielerischer Einsatz von einfachen Materialien wie Washi-Tape und ausgeschnittenes Papier, mit denen sie ihre bekannten Muster zum Leben erweckt mit ihrer typisch offenen und experimentellen Linienführung.
Neugierig? Folge dem Link, um ihre Arbeiten anzuschauen!
Mr. Bingo – oder wie aus Nudes Kunst und Kohle wird
Der Illustrator mit dem eingängigen Spitznamen, den er seit seinem 20. Lebensjahr trägt, brachte den Saal mit seinem schwarzen Humor zum Lachen. Bekannt für seine provokative Aktionskunst über das Internet, rief er seine Community dazu auf, ihm Nackfotos zu schicken – er hoffte auf 24, bekam jedoch 250!
Überrascht über die Bereitschaft so vieler Menschen, intime Fotos an einen Fremden zu senden, wählte er schließlich 24 Personen aus und schuf daraus einen unkonventionellen Adventskalender. Jede Person wurde nackig fotografiert, illustriert und das Papier war mit einer entfernbaren Goldfolie bedeckt, wie bei einem Rubbellos. Letzendlich kamen darunter die Illustratonen der nackten Menschen zutage. Wer neugierig ist, hier gibt’s den Kalender: 2022 Advent Calendar by Mr. Bingo.
Er erinnerte uns mit viel Humor daran, dass es in der Welt immer jemanden geben wird, der DEINE Arbeit feiert – so speziell sie auch sein mag. Unser Learning? Einfach machen! Die richtige Zielgruppe findet sich schon!
Wie sich Boldness durchsetzt und wie du die Kundschaft überzeugst, deiner Vision zu folgen
Weiter ging es mit dem Wiener Motion- und Designstudio LWZ . Für uns gab es spannende Einblicke, wie man Kundschaft für mutige Designentscheidungen gewinnt – selbst wenn diese anfangs nur kleine Änderungen wünschen. Mit ihrer Arbeit für den Radiosender FM4 zeigten sie, wie ein Re-Design Schritt für Schritt gelingt: LWZ ergänzte zunächst die bestehende Farbpalette mit neuen Tönen, schlich nach und nach die alten Farben aus und etablierte so unmerklich einen komplett neuen Look. Beim Merchandise gelang es ihnen dann, das Logo subtil zu verändern, bis der Sender ein ganz neues Image hatte, ohne dass die Kunden die großen Veränderungen spürten.
Ein wertvoller Tipp der Drei: Beginnt mit experimentellen, wilden Entwürfen – wie beim Bus-Design für FM4 – und reduziert dann auf den eigentlichen Favoriten. So fällt die Kundenfreigabe oft leichter!
Über kreative Blockaden und dem Mut zur Lücke
Birgit Palma und Daniel Triendl begrüßten uns mit „Two is our lucky number!“ – und dem können wir (als Studio mit einem Duo in der Geschäftsführung) nur zustimmen. Die beiden sind bekannte Namen in der Designwelt und haben unter anderem den Startbildschirm von Indesign. gestaltet. Ihre Offenheit über kreative Herausforderungen beeindruckte uns besonders. Sie sprachen über die Angst vor dem weißen Blatt und den inneren Imposter, der auch bei den besten Profis nie ganz verschwindet.
Ihre Arbeiten, geprägt von lebendigen Mustern und Segmentierungen, brachten sie den Teilnehmenden in einem Workshop näher. Reduziert wurde hierbei Vorgaben, dafür gab es mehr Verspieltheit und Experimentierfreude. Gemeinsam wurde beispielsweise eine Fläche in kleine Bereiche unterteilt, die jede Person individuell gestalten durfte. So war jede Person nur für einen Teilbereich zuständig und nicht für das Gesamtbild. dadurch sank der individuelle druck – Das Ergebnis? Eine farbenfrohe, lebensfrohe gemeinsame Kollaboration, zu sehen auf ihren Kanälen: @birgitpalma und @danieltriendl.
“Who the hell is Alice?” Stellt sich für uns nicht mehr!
Alice Isaac beeindruckte uns auf ganzer Linie, angefangen bei Designs, über den Mut, auch als Mutter einen Neuanfang zu wagen, bis hin zum unkonventionellen CV. Nach einem Karrierewechsel von der Make-up Artistin zur Animationsexpertin wagte sie mit Mitte dreißig einen kompletten Neustart, der es in sich hat: Alice brachte sich nachts alles selbst bei, machte sich dann einen Namen mit animierten Collagen und arbeitete schließlich mit Marken wie Nike und Adidas! Trotz der Herausforderungen und Widrigkeiten gelang ihr der Durchbruch – ihre dynamischen Collagen sind inspirierend und zeigen, was entstehen kann, wenn Kreativität auf nächtliche Autodidaktik und wollen trifft. Ihre Arbeiten könnt ihr hier entdecken: @aliceisaac_studio.
Das waren unsere Top 5 – Doch wir haben noch viele weitere Eindrücke mitgenommen! Wenn du neugierig bist, schau gerne hier rein für visuelle Einblicke vom Forward Festival.
Fast jeder Vortrag drehte sich um gesellschaftlich relevante Themen wie Krieg, Klima, sozialer und politischer Wandel, KI, Mental Health und Feedback-Loops. Für uns beruhigend, bestätigend und beeindruckend, wie auch bekannte Kreative sich mit globalen Herausforderungen auseinandersetzen.
Doch ein Gedanke ließ uns nachdenklich zurück: Viele kreative Werke und Commercials faszinieren uns zwar visuell, aber sie dienen letztlich dem Konsum. Wie nachhaltig kann Design sein, wenn es Ressourcen überstrapaziert? Wir sind gespannt, welche Antworten die Designszene darauf in Zukunft findet!
Das Forward Festival erinnerte uns an den Humor, die Freude und Freiheit, die im kreativen Schaffen stecken und wie verbunden wir sind. Generell teilen wir mit unserer Community Wissen, Insights und am liebsten Zeit! Vielleicht seid ihr nächstes Jahr auch dabei?
Wir überlegen, einen Partybus für die Community zu organisieren… schreibt uns an, wenn ihr mit wollt!