Digitale Inklusion & Gleichstellung

Alide und Lukas stehen von einem Bildschirm, welcher die Zeiten der Unpinked anzeigt. Unterhalb des Bildschirms ist eine Regenbogenflagge aufgehängt. Lukas und Alide grinsen in die Kamera und haben ihre Hände zu einem Herz in der Mitte des Bildes geformt.

Recap UNPINKED 2024

Noblesse Oblique on Tour!

Wir hatten das Vergnügen, am 13.09.24 auf der #UNPINKED in Berlin eine Diskussionsrunde zum Thema Barrierefreiheit in Verbindung mit inklusiver Sprache zu moderieren. Zu unserer positiven Überraschung war die Session bei unserer Ankunft in der den modernen Offices des Gastgebers SumUp schon ausgebucht – yay!

Genderinklusive & barrierearme Sprache, geht das?

An unserem Roundtable haben wir erklärt, wie man sich im digitalen Raum genderinklusiv und doch barrierefrei ausdrücken kann. Um der Diskussion etwas vorweg zu nehmen: Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband empfiehlt die Verwendung neutraler Formulierungen, also statt beispielsweise von „Lehrern“ von „Lehrenden“ zu sprechen. Sollte es keine neutrale Form geben, empfiehlt der Verband das Gendersternchen, z.b. „Lehrer*innen“. In der Diskussion ging es dann unter anderem darum, wie sich diese Empfehlung in der Praxis umsetzen lässt, und wo sie an ihre Grenzen stößt.

Außerdem haben wir ein Quiz mitgebracht: Die Teilnehmenden konnten sich anhören, wie verschiedene gendergerechte Formulierungen von einem Screenreader vorgetragen klingen. Während man die Form mit dem Gendersternchen heraushören konnte, gelang das bei anderen Formen weit weniger zuverlässig. Auch waren unsere Teilnehmenden erstaunt, wie schnell so ein Tool vorliest.

Im Anschluss haben wir darüber diskutiert, wie barrierearme Sprache im Unternehmen umgesetzt werden kann. Ein paar Tipps waren:

  • Awareness schaffen sowie Schulungen und Workshops anbieten
  • Bestandsaufnahme des aktuellen Sprachgebrauchs und Evaluierung durch Testings
  • inklusive Design- und Entwicklungsprozesse beim Erstellen der Website/Software etablieren
  • regelmäßiges Monitoring durch Tests und Anpassungen
  • weitere Diversity-Maßnahmen in der Unternehmensorganisation berücksichtigen
  • Zertifizierungen anstreben
  • rechtliche Anforderungen erfüllen

Abschließend kam die fast schon obligatorische Frage, wie (gut) KI Tools im Bereich barrierearme Sprache unterstützen können. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass die Technologie hier zwar große Fortschritte macht, aber aktuell vor allem überprüfen kann, ob Maßnahmen (zum Beispiel entsprechend der WCAG) umgesetzt wurden, aber nicht, wie gut diese sind. Beispielsweise wird erkannt, ob ein Alt-Text als Bildbeschreibung hinterlegt wurde, aber noch nicht wie aussagekräftig der Text wirklich ist. Durch die Integration KI-gestützter Bilderkennung könnte dieses spezielle Problem aber schon bald gelöst sein.

Wie kann man effizient auf Accessibility testen?

Wir kamen zu dem Ergebnis, dass nach aktuellem Stand KI Tools für eine Bestandsaufnahme sinnvoll sind, die tiefergehende Analyse von Websites/Software aber weiterhin von Menschen durchgeführt werden sollte. Bestenfalls bindet man in den Testing-Prozess tatsächlich betroffene Menschen ein und testet so auf verschiedene Barrieren.

Wenn die Software von Accessibility-Exper*innen erstellt oder angepasst wurde, können für anschließendes Qualitätsmanagement Monkeytests in den Prozess eingebunden werden. Da sich die WCAG-Standards kontinuierlich verbessern, sollte auch regelmäßig auf Barrierefreiheit getestet werden.

Weitere Highlights der Konferenz

Wir hatten die Möglichkeit, beim Roundtable mit der zertifizierten Diversity-Managerin Alicia Prahm zu diskutieren, wie man Stakeholder von der Wichtigkeit einer Diversity-Strategie überzeugt. Sehr bestärkend, dass wir alle an ähnlichen Problemstellungen knabbern. Alicia schlug vor beim Stakeholdermanagement zu unterscheiden, welche Person vor uns steht: Welche Rolle nimmt die Person ein, was ist ihre Position und was ist ihr Believe (Glaube)? An diesen Punkten kann man nach Gemeinsamkeiten suchen, bei denen man sich treffen kann. Denn mit gegenseitiger Empahtie und Sympathie lässt es sich wesentlich einfacher starten, als direkt mit Fakten zu konfrontieren.

Beim Roundtable von Jennifer Culpepper ging es um die Frage, wie man das Management für den Einsatz für Diversity & Belonging begeistern kann. Nach einer Stunde war klar: Bedürfnisse schaffen ist der Schlüssel!

Eine schöne Erkenntnis für uns war, dass wir zwar zu den kleineren Unternehmen auf der Veranstaltung gehörten (SumUp, eON oder Coca Cola sind da dann doch schon seeehr große Fische), aber dennoch in der Lage waren, überall fachlich beizutragen. Auch weil die Themen unserer Kund*innen und Community inhaltlich an verschiedensten Stellen auftauchten. Die diskutierten Probleme sind natürlich je nach Unternehmensgröße nicht komplett gleich, aber interessanterweise oft doch ähnlich genug: Mitarbeitende, auch in Führungspositionen, die sich weigern zu gendern; Teams die inklusiv sein wollen, aber dadurch an anderer Stelle ausschließen und nicht wissen wie sie das ändern sollen oder ein mündliches Bekenntnis des Managements zur Vielfalt, das aber nicht durch aktive Taten unterstützt wird.

Das zeigt: Wir kochen eben doch alle mit dem gleichen Wasser und unabhängig von der Unternehmensgröße ist ein inklusives Arbeitsumfeld ein kontinuierlicher Change-Prozess, keine einmalige Aufgabe.

LinkedIn-Folgeempfehlungen

Folgende Menschen haben wir auf der Konferenz getroffen und fanden sie so insprierend, dass wir euch ein Follow ans Herz legen wollen:

Liam Klenk berichtet von den Erfahrungen, die er als trans Mann auf seinen vielen internationalen Stationen (11 Länder) der Erwerbsarbeit sammeln konnte. Seine Herausforderungen und seinen Mut so offen mitzuteilen war erfrischend ehrlich. Er vermittelt seine gesammelten Erfahrungen als Speaker und ist außerdem Autor des Buches „Paralian – not just transgender“.

Meryl Deep hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, seiner eigenen Überzeugung zu folgen, auch wenn man noch nicht weiß, was das finale Ergebnis sein wird – einfach, weil die Welt sich in ständigem Wandel befindet. Sie selbst hat ihre Bilderbuchkarriere bei Coca Cola an den Nagel gehängt, als sie ihr Leben umkrempelte und Deutschlands erste Keynote-Dragqueen wurde. Wenn ihr ehrliche und sehr humorvolle Worte mit einer Prise Glam schätzt, folgt ihr mal.

Dr. Carolin Mehnert hat uns wieder einmal bestätigt, dass man die Stakeholder für die Umsetzung von DEI vom Mehrwert für ihr Unternehmen überzeugen sollte. Wir erkannten spannende Parallelen zum UX Research, weil auch hier der Schlüssel die Einbeziehung der User oder in dem Fall der Mitarbeitenden ist, ohne sich von Unconscious Biases leiten zu lassen. Carolin ist DEI Lead bei Datev und hat zum Thema des gegenwärtigen Rassismus promoviert und im Bereich der Antidiskreminierung geforscht; sehr spannend.

Einen lieben Dank für dieses großartige Event geht an Alena Eberlein, Moritz Holbach und Stuart Bruce Cameron von der UHLALA Group. Danke für die liebevolle und aufmerksame Betreuung, die reibungslose Planung und die authentische Lockerheit, die vom ersten Gespräch bis zum Afterwork Stimmung gemacht hat. Wir kommen mit Kusshand bald wieder!

Wir haben noch so viele tolle Menschen kennengelernt, die alle auf ihre Art und Weise Expert*innen im DEI-Bereich sind und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen! Es war einfach großartig, mit so vielen Menschen in einem Raum zu sein und zu wissen, wir teilen eine gemeinsame Vision. Weitere Einblicke von dem Tag kannst Du in unserem LinkedIn Post erhaschen.

Wenn Du nicht beim Roundtable dabei warst, aber auch interessiert bist an Hacks & Facts zu inklusiver barrierefreier Sprache, dann hol uns in dein Unternehmen! Wir geben unser Wissen gerne in Form von Workshops oder Weiterbildungen weiter.