Digitale Inklusion & Gleichstellung

Ein schwarz-weiß-Foto zeigt Alide, wie sie auf der Bühne steht und Fragen des Publikums beantwortet. Unter dem Bild steht auf einem hellblauen Balken "Talk" und "Wudscheiz24"

Recap World Usability Day 2024

Was hindert dich daran, Accessiblity-Maßnahmen in deinem Projekt umzusetzen? BUDGET! –So die Auswertung der Ergon Umfrage im Anschluss an den WUD Schweiz vom 14.11.2024

…Und somit eine Steilvorlage für Stefan Baracs und Alides WUD Vortrag. Denn beim Motto “Design for a better World” durfte zumindest ein Teil von Noblesse Oblique beim WUD Schweiz nicht fehlen (wo die zweite Hälfte war, lest weiter unten im Text).

Stefan und Alide lieferten dem Publikum Wissen, Zahlen, Daten und Fakten, damit sie als Pioniere in ihren Unternehmen und für Kundschaft Barrierefreiheit umsetzen können. Dazu gehörte auch eine Rechensimulation, die vergeudetes finanzielles Potential ausrechnete, wenn Menschen mit Migrationserfahrung, über 60 Jahren, mit funktionalen Anaphabetismus und jene mit Behinderungen bei digitalen Produkten ignoriert werden.

Warum nicht nur Menschen mit Behinderungen in der Kalkulation waren? Weil es durchaus sinnvoll ist, Barrierefreiheit und Inklusion intersektional, also über mehrere Ebenen hinweg, zu betrachten. Am Ende profitieren alle davon!

Wer die dazugehörigen Studien und Folien gerne sehen möchte, kann uns gerne eine Mail schicken, spread the word!

Aber damit nicht genug, denn Stefan und Alide brachten Barrierefreiheit mit dem “a11y game” im Workshop den Teilnehmenden näher. Diese wurden in die Perspektive von Menschen mit (Seh-) Behinderungen versetzt und konnten somit aus erster Hand ihr Wissen spielerisch erproben. Das Feedback, auch hier durch die Bank positiv, hinterlies uns stolz und zufrieden. Hint: Wenn du generell an ähnlichen Formaten interessiert bist, dann schau doch gerne beim Incluthon vorbei, wir bieten solche Formate nämlich auch bei Unternehmen intern an.

Auch sonst lohnte sich die Reise nach Zürich bzw. Rapperswil, der WUD hatte zusätzlich einiges zu bieten:

✍ Der Early Morning Workshop mit Roland Siegenthaler, der uns mit einer ordentlichen Portion Humor und sogar musikalischer Einlage jegliche Müdigkeit wegzeichnete. Gerade die Gruppenübungen waren ein großartiger Ice Breaker.

🚀 Sibylle Peuker nahm uns in ihrer fantastischen Keynote mit durch den retrospektiven Wandel der UX-Rolle. Auch in Hinblick auf die Zukunft von UX anhand von vielen Beispielen. Meine Quintessenz nach der Keynote?
Wir – jede einzelne Person – setzen den Samen, die Welt besser zu machen.

🤖 Eine kleine Antwort auf die Frage, wie KI unseren UX Alltag verändert gaben Dr. Susanne Schmidt-Rauch und Philipp Matter. Schaut bei ihnen vorbei, wenn ihr lernen wollt, wie man Prompts in UX Research Prozesse einbinden kann.

💜 Beim Beitrag von Natalie Lerch-Pieper zu KI & Inklusion ging mir das Herz auf! KI ist (noch) nicht inklusiv und wir haben hier noch einiges in Hinblick unserer Verantwortung vor uns.

🛡 Salimata Sophie Seck zeigte, wie Design und Innovations Methoden dank ihrem Team in der Politik etabliert werden. Auch in der Politik ist es wichtig zu sagen „trust the process“. Denn es kann erstmal beängstigend sein, wie chaotisch sich ein Design Prozess am Anfang anfühlt. Das kenne ich auch sehr von meiner Arbeit mit unseren Kund*innen.

🙏 Danke UX Schweiz für die Einladung, die zuvorkommende Organisation.
Was ich besonders cool und daher auch erwähnenswert fand: Es gab eine Gebärden-Dolmetscherin für die live Übersetzung!

📸 Dankenderweise Fotos von Nathanael Sommer.

Phu wirbelt den WUD Nürnberg auf

World Usability Day 2024: Menschzentriertheit, Nachhaltigkeit und Inklusion im Fokus

Vergangene Woche hatte ich die Gelegenheit, den World Usability Day bei der Mediendesign AG in Nürnberg zu besuchen – das erste Mal im Namen von Noblesse Oblique dabei und definitiv nicht das letzte Mal!

Phu hat Neues und neue Menschen kennengelernt, wurde lecker und freundlich verköstigt, zu Nürnbergs UX-Community eingeladen und… ist beim nächsten WUD in Nürnberg selbst Speakerin! Sie wurde eingeladen, über Usability und Leichte Sprache zu reden und freut sich jetzt schon drauf!

Die diesjährige Fokus lag mit dem Motto “Designing for a better world“  auf Inklusion, menschenzentrierte Produkte und wie Digitales die Welt verbessern kann.

Einige Highlights, und Menschen, die mich beim Besuch des Wud in den Räumen der mediendesign AG besonders beeindruckt haben:

SiWo: Smart Inklusion für Wohnungslose

Das Projekt war ein Forschungsprojekt der TH OHM, gefördert vom BMBF mit dem Ziel, innovative Lösungen zu entwickeln, um Wohnungslosigkeit zu verhindern und betroffene Menschen gezielt zu unterstützen. Die Herausforderung? Den tatsächlichen Bedarfen dieser vulnerablen Zielgruppe gerecht zu werden – und dabei digitale Inklusion mitzudenken.

Was wurde erreicht?

🌍 Bedarfsorientierte Lösungen: Durch direkte Befragungen von Wohnungslosen in Nürnberg wurden Unterstützungsbedarfe und Barrieren sichtbar

📱 Digitale Inklusion im Fokus: Eine Beratungs-App wurde prototypisch entwickelt, die als zentrales Service-Tool fungiert und alle relevanten lokalen Akteure vernetzt – von Beratungsstellen bis hin zu Notschlafstellen.

🤝 Vernetzte Prävention und Intervention: Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen entstand ein integriertes Service-Design, das frühzeitige Hilfen ermöglicht.

Hilfsangebote können oft an den Bedürfnissen vorbeigehen. Projekte wie „Smart Inklusion“ zeigen, wie Technologie soziale Gerechtigkeit fördern kann. Es zeigt aber auch auf, dass wir unseren Blick auf digitale Inklusion überarbeiten müssen. So wirkt es oft trivial, aber ohne festen Wohnsitz fehlt es oft an: regelmäßiger Energieversorgung, zuverlässige Internetverbindung, Hardware – was digitale Teilhabe erschwert. Das Projekt ist als eine Verbindung der technischen und sozialen Fakultäten zu verstehen. So wurden Interviews durchgeführt, bei Befragungen auch Einrichtungen involviert und Bedürfnisse aus den Befragungen  in Form einer App technisch umgesetzt.

Unser Learning: Design und Technologie müssen inklusiv gedacht werden, um wirklich alle Menschen zu erreichen. Digitale Lösungen bieten hier enormes Potenzial – vorausgesetzt, sie orientieren sich an den wirklichen Lebensrealitäten der Zielgruppen.

🌍 Sustainable UX für nachhaltige eCommerce-Entscheidunge

Mit dem Vortrag von Martin Meier wurde deutlich, wie Design zur Förderung von nachhaltigem Konsum beitragen kann. Aber vor allem, wie das Engagement für Nachhaltigkeit authentisch kommuniziert und präsentiert werden kann. Ein Take Away: Um die Trustworthiness zu erhöhen sollte mit Zahlen, Daten, Fakten gearbeitet werden. Hierbei sollten Unternhemen so explizit wie möglich erläutern, was denn genau getan wird, damit es “grüner, nachhaltiger und besser” ist. Also auf der Website proaktiv kommunizieren, warum etwas getan wird, was der Outcome ist und wozu. Unterlegt wird das optimalerweise mit seriösen Links, Veranschaulichung des Impacts und ganz vorne mit dabei: Case Studies als Beweise – so wird der Effekt von Greenwashing reduziert und stattdessen mit Inhalt untermauert.

♿ Barrierefreiheit – Herausforderungen und Lösungen: Carolin di Bella und Diana Bergdolt von insert effect zeigten eindrucksvoll, welche Hürden in der digitalen Barrierefreiheit bestehen und wie niedrigschwellig diese zu überwinden sind. Vor allem machten sie Mut und ließen uns wissen: Fangt bei Barrierefreiheit klein an, nehmt euch eine überschaubare Checkliste, die ihr abarbeitet, bis eine zufriedenstellende Version habt – statt alle WCAG-kriterien erfüllen zu wollen und sich dann im Detail zu verlieren.

Phu persönlich hat sich sehr darüber gefreut, die Köpfe hinter insert effect kennenzulernen, wir haben schon oft ihre Namen gehört. Sie sind seit knapp 20 Jahren dabei, Barrierefreiheit digital umzusetzen. Phu ging direkt auf die Beiden zu und sie haben sich ausgetauscht. Von Konkurenz keine Spur, eher im Gegenteil: Wir sind uns einig, dass es so viel in Bezug auf Barrierefreiheit zu tun gibt und wir haben mehr davon, wenn wir es teilen – ähnlich wie Wissen, Zwischenmenschlichkeit und eben der Impact von Barrierefreiheit. Es bleibt also spannend!

💡 Menschzentriertheit als Unternehmensphilosophie: Wie lässt sich ein Unternehmen so ausrichten, dass der Mensch konsequent im Mittelpunkt steht? Der Talk von Ulf Schubert erinnerte uns daran, wie wichtig Kundenfeedbacks sind. Nicht nur als Referenzen oder zugunsten von Reputation, sondern ganz explizit als Basis von Optimierungsprozessen. Menschenzentrierung per se erfordert, dass der Mensch und dessen Bedürfnisse im Zentrum stehen und ausgehend davon Prozesse ebenso wie Produkte entwickelt und optimiert werden – und nicht andersrum. Menschzentrierung führt automatisch zu höherer Kundenzufriedenheit und höhere Marktrelevanz. Ähnlich argumentieren und arbeiten wir: Userzentrierung von Anfang an, möglichst viele individuelle Bedürfnisse, denn: Menschenzentrierte Software denkt nicht nur an den Menschen – sie BEGINNT beim Menschen. Dies führt nicht nur zu besseren Produkten, sondern stärkt auch die Bindung zwischen Unternehmen und Kundschaft.

Ein großes Dankeschön an die Mediendesign AG und alle Speaker für die Erkenntnis: Usability ist viel mehr als nur Design, Technik und – es ist eine Haltung, die Nachhaltigkeit, Inklusion und Technologie miteinander verbindet.